Tadschikistan / Tadjikistan

Tadjikistan (Tadschikistan) ist ein Hochgebirgsland. Etwa die Hälfte seiner Fläche liegt höher als 3.000m über dem Meeresspiegel. 93 % können als Bergland bezeichnet werden. Dementsprechend klein ist die Fläche, auf der Landwirtschaft betrieben werden kann. Der höchste Berg ist der Pik Somoni (früher Pik Kommunisma) mit 7.495m Höhe. Es stehen noch einige weitere 7.000er und viele 6.000er Berggiganten auf dem Territorium. Ein weites Feld nicht nur für Bergsteiger. Auch Trecker, Reiter, Skitourengeher, Fahrradfahrer, Berg- und Naturliebhaber finden hier ihr Paradies. Tadjikistan ist knapp halb so groß wie Deutschland und grenzt an China, Turkmenistan, Usbekistan, Kirgistan und Afghanistan. Fast die gesamte Bevölkerung (97 %) lebt in der westlichen Hälfte des Landes. In der autonomen Region Berg Badachschan, die fast die Hälfte der Landesfläche ausmacht, leben dagegen nur 3 % der Tadjiken. Kaum ein Land in der Welt ist so unbekannt und wird von so wenigen Touristen bereist. Dementsprechend gering ausgebaut zeigt sich deshalb die touristische Infrastruktur. Ausgenommen hiervon ist einzig die Hauptstadt Dushanbe. Den Großteil der Hotelgäste machen hier aber Geschäftsleute und die Mitarbeiter der vielen dort tätigen Hilfsorganisationen aus. Als Radler ist man unbedingt auf sein Zelt angewiesen. Es gibt große Strecken ohne jede Verpflegungs- und Unterkunftsmöglichkeiten. Dies ist einer der Gründe, warum Tadjikistan ein billiges Reiseland ist. Außerhalb von Dushanbe findet man - selbst wenn man es sich wünscht - kaum eine Möglichkeit, sein Geld auszugeben. In Dushanbe selbst gibt es Hotels in allen Preislagen, einige annehmbare Restaurants und sogar das erste italienisches Restaurant seit 1.200 Kilometern mit Segafredo Kaffee, Pizza und Pasta. Nur wer selber schon wochenlang auf solche kulinarischen Genüsse verzichten musste und hauptsächlich von Tütensuppen lebte, kann diesen Luxus ermessen. Verlässt man Dushanbe, wird es hart. Das beste Essen sind mitgeführte Konserven. Einheimische Produkte, egal ob Nudeln, Softdrinks oder auch Bier, treffen nicht unseren Geschmack - vorsichtig ausgedrückt! Frischwaren findet man besonders im Pamir kaum. In dieser Höhe wächst fast nichts mehr, und die Transportwege sind so weit, dass Frischwaren verderben.

Glücklich ist, wer, wie jetzt wir, zur Erntezeit von Maulbeeren und Aprikosen, also im Hochsommer reist. Maulbeeren in weiß und rot dürfen überall direkt vom Baum gepflückt werden. Manchmal bringt uns morgens eine Bäuerin einen Eimer ans Zelt. Kinder und Frauen verkaufen die reifen Früchte stets eimerweise. So viel passt nicht in unser Gepäck. Das eine Kilo dürfen wir meist nicht zahlen! Der Zustand des „Straßennetzes“, wenn man es überhaupt so bezeichnen möchte, ist schlecht bis katastrophal. Wir kennen kein schlechteres weltweit! Der Staat wird autoritär regiert. Die Korruption ist allgegenwärtig. Die Elite des Landes lebt hauptsächlich vom Rauschgiftschmuggel und -transport von Afghanistan in Richtung Russland und Europa. Als Tourist wird man davon allerdings wenig bis gar nicht tangiert. Es wird uns von einem Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Dushanbe erzählt, dass in einer gemeinsamen Aktion des deutschen Bundeskriminalamtes mit den einheimischen Sicherheitskräften die aus Deutschland stammenden tadschikischen Luxuskarossen in den Straßen von Dushanbe kontrolliert werden sollten. Bereits nach zehn überprüften Fahrzeugen wurde die Aktion auf Befehl „von ganz Oben“ abgebrochen und die deutschen Beamten wieder heimgeschickt. Seit dem Abzug der Russen ist Tadjikistan eines der ärmsten Länder der Welt. Einst entsandte die UdSSR Lehrer, ärzte, Techniker, landwirtschaftliche Berater, viele Lebensmittel und viel Geld. Im Pamir-Gebiet zum Beispiel wurden kaum 10 % der gebrauchten Lebensmittel vor Ort produziert. Der Abzug der Besatzer führte das Land ins Chaos. Eine rücksichtslose Umsiedlungspolitik der Sowjets hatte die einzelnen Ethnien ungeordnet durchmischt. Nach der Unabhängigkeit brach ein Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen Ethnien und politischen Organisationen aus, der von 1991 bis 1997 tobte und nach Schätzungen bis zu 100.000 Menschenleben kostete. Etwa 300.000 Russen, 100.000 Tadjiken und 4.000 Juden verließen das Land. Seit dem Ende des Bürgerkrieges, der anfangs durch UNO Truppen gesichert wurde, gilt Tadjikistan als sicheres Reiseland. Heute noch versuchen viele Tadjiken, eine Arbeit in Russland zu ergattern. Sie erhalten meist die einfachsten und am schlechtesten bezahlten Stellen. Dennoch ist ihr Einkommen für die Familien von existentieller Bedeutung. Die überweisungen der Gastarbeiter sind eine der Hauptstützen der tadjikischen Wirtschaft. Vor allem im Sommer arbeiten die Männer auf Baustellen im Ausland. Wir fahren durch Dörfer, in denen außer ein paar Alten nur Frauen und Kinder wohnen. Es kann immer wieder zu lokalen Kämpfen unter den Warlords kommen, Ausländer werden in diese aber nicht einbezogen. Allerdings sind dann schnell große Gebiete für Touristen gesperrt oder Grenzübergänge geschlossen - wie erst wieder 2012 im Pamir geschehen. Das Land weist ein ausgeprägtes Kontinentalklima auf: sehr heiße Sommer und sehr kalte Winter. Für die Fahrten durch den Pamir empfehlen sich die Monate Juli und August. In den Hochlagen kann es selbst dann noch schneien. Mit witterungsbedingten Straßenblockaden ist immer zu rechnen. Die Natur ist, besonders im Pamir, einfach umwerfend, gigantisch, wild und zugleich erhaben. Tadjiken stellen etwa 80 % der Bevölkerung. Sie sind sprachlich, kulturell und ethnisch sehr eng mit den Persern verwandt. Den Rest bilden hauptsächlich Usbeken (ca. 15 %) und Russen, im Pamir auch Kirgisen. In den Städten sind die Einwohner zum Teil noch sehr „sowjetisch“. Das bedeutet: In der öffentlichkeit wird nicht gelächelt. Und sein freundliches Gesicht zeigt man ausschließlich Freunden und in der Familie. Das Einkaufen in einem Geschäft und ein Restaurantbesuch ist mitunter keine Freude. Auf dem Lande hingegen finden wir fast ausnahmslos interessierte, freundliche, hilfsbereite, tolerante, zuvorkommende, gastfreundliche und generöse Menschen. Es ist ein Traum, hier zu reisen. Und wenn man gerade denkt: „Besser kann es nicht mehr werden!“, erreicht man den Pamir, und dessen Bewohner zeigen Reisenden, dass es doch noch eine Steigerung gibt. Tadjikistan ist unser Lieblingsland! Besonders der Pamir!

(aus dem Buch: Die Seidenstraße erfahren)

Bishkek nach Dushanbe:
http://rad-forum.de/showflat/Number/1082887

Tadjikistan 1- Usbekistan bis Khalaikum:
http://rad-forum.de/showflat/Number/751614

Tadjikistan 2 / Khaleikum - kirgisische Grenze:
http://rad-forum.de/showflat/Number/802155

Radreise Wiki Tadschikistan
http://www.radreise-wiki.de/Tadschikistan

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